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in der dynamischen Welt der Raumfahrttechnologie gibt es nur wenige Unternehmen, die so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wie Rocket Lab. Mit seiner Spezialisierung auf kleine bis mittelgroße Raketenstarts und dem ambitionierten Aufbau einer „Full Space Value Chain“ hat sich das Unternehmen als ernstzunehmender Akteur neben den Branchenriesen etabliert. Kürzlich veröffentlichte Rocket Lab seine Finanzdaten für das erste Quartal 2025 und gab Einblicke in die zukünftigen Pläne.
Inhaltsverzeichnis
Beeindruckendes Umsatzwachstum und strategische Diversifizierung
Rocket Lab konnte im ersten Quartal 2025 einen beeindruckenden Umsatz von 122,6 Millionen US-Dollar erzielen. Das ist eine Steigerung von 32,1 % gegenüber dem Vorjahresquartal und lag über den Erwartungen. Dieser Erfolg ist nicht nur auf die bewährten Launch-Dienste zurückzuführen, die im Q1 2025 fünf erfolgreiche Electron-Missionen verbuchen konnten. Immer wichtiger wird auch das Segment Space Systems, das alle Aktivitäten rund um Raumfahrzeuge, Satellitenkomponenten und die strategische Vision eigener Satellitenkonstellationen umfasst. Die beiden Hauptsegmente, Launch Services und Space Systems, trugen 35,6 Millionen US-Dollar bzw. 87 Millionen US-Dollar zum Umsatz bei.
Ein prall gefüllter Auftragsbestand – Zeichen des Vertrauens
Ein entscheidender Indikator für die zukünftige Stärke eines Unternehmens ist sein Auftragsbestand (Backlog). Rocket Lab kann hier mit soliden Zahlen überzeugen. Der gesamte Backlog belief sich Ende Q1 2025 auf beeindruckende 1,067 Milliarden US-Dollar. Besonders hervorzuheben sind die neuen Verträge für die Hyperschall-Testrakete HASTE, darunter ein EWAAC-Programm der US Air Force im Wert von 46 Milliarden US-Dollar und der erste internationale Auftrag mit dem britischen Verteidigungsministerium.
Ein Meilenstein ist auch die Aufnahme der in Entwicklung befindlichen Neutron-Rakete in das National Security Space Launch (NSSL) Phase 3 Lane 1 Programm der U.S. Space Force. Dieser Pauschalvertrag über 5,6 Milliarden US-Dollar bis 2029 positioniert Rocket Lab als einen von nur fünf ausgewählten Anbietern für die wichtigsten nationalen Sicherheitsmissionen des US-Verteidigungsministeriums – und als einziges börsennotiertes Unternehmen in diesem Programm. Peter Beck betonte die Bedeutung dieser Auswahl als „a huge vote of confidence by the Pentagon and Neutron and affirms us as one of the most capable American launch providers“. Es wird erwartet, dass etwa 56 % des aktuellen Backlogs innerhalb von 12 Monaten als Umsatz realisiert werden.
Die Investition in die Zukunft: Warum der Free Cashflow negativ ist
Ein Blick auf die Finanzzahlen zeigt, dass Rocket Lab im ersten Quartal 2025 einen negativen GAAP Operating Cash Flow von 54,2 Millionen US-Dollar verzeichnete, verglichen mit negativen 2,4 Millionen US-Dollar im vierten Quartal 2024. Der Non-GAAP Free Cash Flow betrug im Q1 2025 einen Abfluss von 82,9 Millionen US-Dollar, verglichen mit 23,9 Millionen US-Dollar im Q4 2024. Für Anleger mag ein negativer Free Cashflow auf den ersten Blick beunruhigend wirken. Doch in Wachstumsunternehmen, insbesondere im Hochtechnologiebereich wie der Raumfahrt, ist dies oft ein Zeichen für massive Investitionen in die Zukunft.
Rocket Lab begründet diesen negativen Cashflow primär mit folgenden Faktoren:
- Uneinheitliche Barzahlungen (Lumpy Cash Receipts): Primär getrieben durch die unregelmäßigen Geldeingänge aus den größten Satellitenprogrammen, insbesondere dem SDA-Satellitenprogramm.
- Fortgesetzte Investitionen in Neutron: Die anhaltenden und beschleunigten Investitionen in die Entwicklung der Neutron-Rakete tragen maßgeblich zum negativen Cashflow bei. Dazu gehören Ausgaben für:
- Infrastrukturinvestitionen: Der Bau und die Aktivierung des Launch Complex 3 (LC3) Pads in Wallops, VA, der zweite Triebwerksteststand in Stennis, MS, und die große Verbundstruktur-Anlage in Middle River, MD. Die Käufe von Sachanlagen, Ausrüstung und kapitalisierter Software stiegen sequenziell um 7,2 Millionen US-Dollar auf 28,7 Millionen US-Dollar.
- Längerfristige Beschaffung (Long Lead Procurement): Für das SDA-Programm sowie für nachfolgende Neutron-Fahrzeuge und die damit verbundene Infrastruktur zur Skalierung des Geschäfts über den ersten Testflug hinaus, einschließlich der Landeplattform für die Wiederverwendung.
- Erhöhte F&E-Ausgaben (R&D Spending): Diese sind durch die Hochskalierung der Archimedes-Produktion und erhöhte Ausgaben für mechanische Systeme und Verbundwerkstoffe bedingt.
- Anstieg der Betriebskosten: Die sequenziellen Anstiege sowohl der GAAP- als auch der Non-GAAP-Betriebskosten wurden hauptsächlich durch das anhaltende Wachstum der Prototypen- und Personalaufwendungen zur Unterstützung des Neutron-Entwicklungsprogramms verursacht.
Diese Investitionen sind entscheidend, um die ambitionierten Ziele des Unternehmens zu erreichen, wie den ersten Start der Neutron-Rakete (geplant für die zweite Jahreshälfte 2025 ), die Erschließung neuer Märkte und die Stärkung der Position in der gesamten Weltraum-Wertschöpfungskette.
Ausblick: Ein Unternehmen im Aufwind – trotz Investitionen
Rocket Lab blickt optimistisch auf das zweite Quartal 2025 und darüber hinaus.
- Das Unternehmen erwartet einen Umsatz zwischen 130 Millionen und 140 Millionen US-Dollar für Q2 2025.
- Die Bruttomargen sollen sich verbessern, insbesondere auf der Launch-Seite, wo die ASPs (Average Selling Prices) steigen und die Kadenz zunehmen soll.
- Peter Beck bekräftigte die Führungsposition des Unternehmens in der Raumfahrtindustrie mit den Worten: „We continue to launch and book more and more Electron missions, proving we hold the keys to space with regular launch access“.
- Rocket Lab strebt eine Startkadenz von sechs Starts pro Quartal an.
- Die Entwicklung von Neutron macht weiterhin große Fortschritte, und der erste Start wird weiterhin für die zweite Jahreshälfte 2025 anvisiert. Peter Beck betonte die Wiederverwendbarkeit der Neutron: „As neutron rate is closer to the pad, we also get closer to having a 13 ton reusable launch vehicle that can deploy our own satellites with speed and cost efficiency“.
- Die Übernahme von Mynaric wird als strategisch wichtig angesehen, um die vertikale Integration zu vertiefen und den europäischen Markt zu erschließen. Peter Beck hob hervor, dass Mynaric „some of the best in the world“ Technologie im Bereich laserbasierter Satellitenkommunikationsterminals entwickelt hat. CFO Adam Spice ergänzte im Earnings Call, dass diese Akquisition zu einer Verbesserung der Bruttomargen im Komponentengeschäft führen soll.
- Zudem werden neue Produkte wie die modularen StarRay-Solarzellen für Satelliten eingeführt, um den Bedarf der Kunden an schnellen und kostengünstigen Lösungen zu decken.
Wichtige Risiken im Blick behalten
Trotz des vielversprechenden Ausblicks sollten Anleger die folgenden Risiken im Auge behalten, die auch in der Präsentation angesprochen wurden:
- Verspätungen bei Neutron-Entwicklung und -Flügen: Die Entwicklung komplexer Raketensysteme ist immer mit Unsicherheiten behaftet. Jegliche Verzögerungen beim Erstflug oder bei der Skalierung der Neutron könnten den Zeitplan und die finanziellen Projektionen beeinflussen.
- Technologische Entwicklungen und Wettbewerb: Die Raumfahrtindustrie ist von schnellen technologischen Fortschritten und zunehmendem Wettbewerb geprägt. Rocket Lab muss kontinuierlich investieren und sich anpassen, um seine Wettbewerbsposition zu halten.
- Abhängigkeit von staatlichen Aufträgen: Obwohl staatliche Aufträge Stabilität bieten, können Änderungen in der Regierungspolitik oder im Beschaffungswesen Auswirkungen haben.
- Lieferkettenprobleme: Potenzielle Störungen in den Lieferketten könnten Produktionszeiten und Kosten beeinflussen.
- Marktsättigung: Ein zunehmender Wettbewerb im Raumfahrtsektor könnte den Margendruck erhöhen.
- Makroökonomische Faktoren: Wirtschaftliche Abschwünge könnten die Finanzierung und Nachfrage nach Raumfahrtdienstleistungen beeinträchtigen.
- Kapitalbedarf: Die anhaltenden Investitionen in Forschung, Entwicklung und Infrastruktur bedeuten, dass Rocket Lab möglicherweise weiterhin Kapital benötigt.
- Fehlstarts: Wenn ein Raketenstart misslingen sollte, wird das der Reputation schaden und zusätzliche Kosten verursachen
- Konkurrenz: Es gibt weitere Konkurrenz wie bspw. aus Europa. Einige Start-Ups arbeiten an eigenen Lösungen.
Unterschiede SpaceX und Rocket Lab
SpaceX und Rocket Lab sind beides führende Unternehmen in der privaten Raumfahrtindustrie, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte, Größenordnungen und Geschäftsmodelle. Hier sind die Hauptunterschiede:
1. Größe und Kapazität der Raketen:
- SpaceX: Ist bekannt für seine großen und schweren Trägerraketen wie die Falcon 9 und die Falcon Heavy. Die Falcon 9 kann bis zu 23 Tonnen in den niedrigen Erdorbit (LEO) befördern, die Falcon Heavy sogar noch deutlich mehr. Mit Starship entwickelt SpaceX ein noch größeres und leistungsfähigeres Raumschiff, das für den Transport von Menschen und großer Fracht zum Mond und Mars ausgelegt ist und eine Nutzlast von bis zu 150 Tonnen zum LEO erreichen soll.
- Rocket Lab: Hat sich zunächst auf den Markt für kleine Satelliten spezialisiert. Ihre primäre Rakete ist die Electron, die für den Transport von Nutzlasten von etwa 320 kg in den LEO konzipiert ist. Rocket Lab entwickelt jedoch die größere Neutron-Rakete, die für mittlere Nutzlasten (bis zu 13 Tonnen in den LEO) ausgelegt ist und damit in direkter Konkurrenz zur Falcon 9 im Bereich kleinerer bis mittlerer Nutzlasten stehen wird.
2. Geschäftsmodell und Zielmarkt:
- SpaceX: Zielt auf ein breites Spektrum von Kunden ab, von Regierungsaufträgen (NASA, US-Militär) bis hin zu kommerziellen Satellitenbetreibern. Ein großer Teil des Umsatzes wird durch den Start von Satelliten (einschließlich der eigenen Starlink-Konstellation für Breitbandinternet) und bemannte Missionen zur Internationalen Raumstation (ISS) generiert. SpaceX bietet auch Rideshare-Missionen an, bei denen mehrere kleine Satelliten auf einer Falcon 9 starten.
- Rocket Lab: Konzentriert sich primär auf den Markt für Kleinsatelliten. Sie bieten maßgeschneiderte Startdienste an, die es Kunden ermöglichen, ihre Satelliten zu einem bestimmten Zeitpunkt und in eine präzise gewünschte Umlaufbahn zu bringen, was bei Rideshare-Missionen oft nicht der Fall ist. Darüber hinaus expandiert Rocket Lab in den Bereich „Space Systems“, indem es eigene Satelliten, Satellitenkomponenten und Missionsdienstleistungen (z.B. Datenrelais, Navigation, In-Orbit-Logistik) entwickelt und anbietet (z.B. mit ihrer Photon-Plattform). Sie sichern sich auch zunehmend große staatliche Verträge.
3. Wiederverwendbarkeit:
- SpaceX: Ist der Vorreiter bei der Wiederverwendung von Raketenstufen. Die erste Stufe der Falcon 9 und Falcon Heavy landet nach dem Start vertikal und wird für zukünftige Missionen wiederaufbereitet. Dies hat die Startkosten erheblich gesenkt. Starship ist von Grund auf als vollständig wiederverwendbares System konzipiert.
- Rocket Lab: Hat mit der Electron auch die Wiederverwendbarkeit eingeführt, wenn auch auf andere Weise. Die erste Stufe der Electron wird nach dem Start per Fallschirm in den Ozean zurückgebracht und von einem Schiff geborgen. Die Neutron-Rakete ist von Anfang an auf Wiederverwendbarkeit ausgelegt.
4. Vertikale Integration:
- Rocket Lab: Verfolgt eine starke vertikale Integrationsstrategie. Das Unternehmen entwirft und fertigt fast alle Komponenten seiner Raketen und Satelliten im eigenen Haus, von den Triebwerken bis zur Avionik. Dies soll die Qualitätssicherung verbessern und die Kosten senken.
- SpaceX: Ist ebenfalls stark vertikal integriert und fertigt die meisten seiner Komponenten selbst, einschließlich der Triebwerke und Raumfahrzeuge.
Fazit
Rocket Lab ist ein Paradebeispiel für ein Unternehmen, das heute investiert, um morgen die Früchte zu ernten. Der negative Free Cashflow ist in diesem Kontext nicht als Schwäche, sondern als bewusste Strategie zu sehen, um langfristiges Wachstum und technologische Führung zu sichern. Mit einer starken Pipeline an Aufträgen, einem etablierten Launch-Geschäft und der vielversprechenden Entwicklung von Neutron und HASTE positioniert sich Rocket Lab weiterhin an vorderster Front der kommerziellen Raumfahrt.
Für langfristig orientierte Anleger, die an das enorme Potenzial der Raumfahrtindustrie glauben, bietet Rocket Lab eine spannende Perspektive. Es wird entscheidend sein, die Fortschritte bei der Neutron-Entwicklung und die Umsetzung der strategischen Vision genau zu verfolgen. Ich habe mir zunächst 50 Stück der Aktien ins Depot gelegt, um die Position auch zu beobachten und einen Fuß in der Tür zu haben. Mein Investcase ist, dass immer mehr Dienste aus dem Weltraum benötigt werden. Zum Transport von Lasten in den Weltraum werden voraussichtlich auch günstigere Methoden und Techniken zunehmen. Damit wird auch der Weltraum langfristig besser und mehr erschlossen. Aber beim Aktienkurs wird es sicherlich erhebliche Volatilität geben und nicht nur geradeaus nach oben.
Bleibt am Ball und lasst euer Geld smart für euch arbeiten!
Seht ihr gute Chancen für Rocket Lab in der Zukunft? Schreibt gerne in die Kommentare 👇
Euer
Ahsen
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